6/02/2008

Rant, Chuck Palahniuk

Viel wurde erwartet, Begeisterung stellte sich ein.

Mit Rant begibt sich Palahniuk in wiederum andere Gefilde als in den Büchern davor, hier ist er P. K. Dick und Ballard so nah wie nie.

In der Mitte steht Buster Casey, aber er kommt nie zu Wort: die Erzählung ordnet sich in kurze Augenzeugenberichte, gesammelt nach dem Dahinscheiden des Protagonisten. Feinde, Freunde und Familie schildern in (zunächst scheinbar) wahlloser Folge ihre Begegnungen und Erlebnisse mit Casey und seinen Umtrieben. Als Rant wurde er bekannt, als er sich aus der White-Trash-Hölle erhob und als geistig/physikalische Epidemie und Superinfektion zu Ruhm und Narben kam.

In der Mitte steht mit Buster nicht weniger als die Tollwut. Sie verbreitet sich durchs Beißen und eben auch durchs Küssen.

Was bleibt nach Zorn? Anstelle einer Spoiler-Warnung wird die enorm überraschende zweite Hälfte des Buches hier nicht weiter erwähnt. Rant ist was besonderes. Er ergötzt sich an road kill, dem Umgang mit Zähnen aller Art und kaut dazu Asphalt. Und er ist vielleicht noch viel mehr.

Das schöne an diesem Buch ist, dass es den Leser abholt, ihn an einen furchtbaren Ort in der nahen Zukunft bringt und dann diese spukhaft beleuchtete Finsternis noch einmal um 100% furchtbarer macht. Palahniuk steigt quasi hinter die Begrifflichkeit der urban legends und postuliert atemberaubend abwegige Thesen, die auf gemeine Weise Sinn machen.

Der Rest ist Legende. Oder doch nicht? Irgendetwas juckt doch immer. Hauptsache, der Mops trinkt nicht aus dem Klo. Was soll(-te) bloß aus diesem Jungen werden?

Kann man da was machen, Herr Doktor?

Rant ist ein Buch wie kaum ein anderes, und hoffentlich kann Snuff (es soll zentral um das Konzept des Gang Bangs in Theorie und Praxis gehen) dieses Niveau (ob hoch oder derb oder niedrig oder furchtbar bleibt auszudiskutieren) halten. Die Website des Autoren ist immer einen Klick wert. Hier geht es auch weiter zum Teaser der fertiggestellten Verfilmung von Choke.

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