6/15/2009

Lunar Park, Bret Easton Ellis

Dieser mittlerweile dritte Konsum des letzten Romans von Herrn Ellis ging sehr flüssig von statten. Süffig geradezu. Warum? Weil er es kann und wollte.

In den Werken davor schuf Ellis Subversives, dazu auch noch mainstreamformierend und -kompatibel. Und was passiert, wenn die Subversion keine mehr ist und als Marketing-Gag entlarvt wird? Ja, dann kommt der simple Grusel. Die serienmäßige Produktion erhabener Gefühle.

Aber Lunar Park kommt harmlos daher und ist doch doppelbödiger als die Werke davor. Ellis simuliert einen Avatar/Filter: sich selbst. Der Protagonist scheint weitestgehend deckungsgleich mit Ellis selbst zu sein - am Ende fragt er (wer?) auch ganz pathetisch, wer wen per Text erschaffen kann und wer nicht. Der Leser kann sich in eine Stephen-King-Landschaft einkuscheln: mit frischen Thrillerelementen und bewährter Heim-Herd-Vater-Symbolik wird der weinerliche Bret abgewatscht. Wir können und wollen es doch auch. Im Mittelpunkt steht doch eh nur die spannende Lektüre, oder? Wir lassen uns doch eh gern vereiern, oder? Haben wir das neue Werk des ordinären Amerikaners gekauft, weil wir uns um ihn sorgen, da doch Less Than Zero so erbarmungslos und Gerüchten zufolge autobiographisch war? Nein. Lesen wollen wir, uns zerstreuen. Wir wollen es. Wir bekommen es. Leide, Bret, leide für uns. Opfere deine fiktive Zukunft für unsere Flucht aus der Gegenwart.

Lunar Park ist eine Satire zweiter Ordnung und die Pointe verteilt sich gleichmäßig auf alle Beteiligten. Eines der schönsten Bilder im Roman ist der graue Mondstaub, der fast schwerkraftsfreie eiskalte Raum, in dem keine Luft die Worte und Schreie trägt. Aber vielleicht ist ja auch alles ganz anders. Haha.

So ist das mit den Lunar Parks von heute: Sagt einer: "Ich hab den Bateman gesehen!" Darauf der andere: "Echt? Erzähl!" Und mehr als erzählen kann der Augenzeuge dann auch nicht. Jetzt wieder Glamorama. Er will es doch auch. Oder? Darf er wollen?

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