3/28/2011

Scorch Atlas: A Belated Primer, Blake Butler

Natürlich wird man sich noch Geschichten erzählen, wenn alles im Schlamm versunken ist und die Insekten Oma und Opa fraßen. Natürlich wird da noch Lärm im Kinderzimmer sein, nur mehr mit erstickten Schreien und einem unrettbaren Grunzen. Butler zerrt den Leser in eine der Welten, die nach dieser kommt und in der das gesamte Konzept der "Ruine" keinen Sinn mehr macht, da sich eh keiner mehr an ihren spezifischen Entstehungszeitpunkt (den event, die Stunde Null, den Tag der Abrechnung) erinnern kann und will.

Wie grandios ist doch Schlamm. Im Wasser kann man sich rein waschen, im Schlamm wälzen. Eine Taufe im Schlamm hält länger, denn das Zeug kriecht in die sieben Menschenlöcher und bleibt. Nachhaltigkeit. Noch nachhaltiger wird es, wenn der Schlamm radioaktiv ist. Da zirpen dann die Moleküle im Takt und die Zellen bilden einen Metastasenreigen.

Ähnliches gilt für Asche. Konzentrierter Schlamm, quasi. Instant mud. Herkunft ausradiert und bereit zur Kontamination. Atme ein, atme aus... und höre, wie das Husten einfach so im grauen Himmel versickert.

Scorch Atlas ist Experimentalliteratur, die unter dem Motto des Endes zusammenfassbar sein könnte. Alles endet: das Ich, die Frisur, der Leib, die Familie, der Vorort, Amerika. Und all das *dauert*. Das Ende der Dauer dauert. Not with a bang but with a fucking whimper.

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