7/24/2011

Winter's Bone, Daniel Woodrell

Leise Wucht? Vielleicht trifft es das: der Schnee fällt stetig und in der frostigen Einöde wird der Müll immer neu überdeckt. Das Verweilen wird noch unangenehmer, denn erstens ist es kalt und zweitens kann man bei genauem Hinsehen die Umrisse der Ruinen ausmachen, die da als Unterlage des Schnees herhalten müssen.

Hier wird nicht gerodelt.

Es beginnt mit Kadavern, die "zur geschmacklichen Ausreifung" noch ein wenig auf der Veranda abhängen. Es geht dann über gefrorene Leiber, die mit ihrer Erstarrung fertig werden müssen. Und altes Gewebe, dass im Eis vernarbt. Es endet mit verlorenen Zähnen und einem Wunsch nach Rädern, einem Wagen - der prozessuale Abrieb soll gemindert werden.

Hier wird nicht gerodelt, denn hier nutzt man Menschenknochen als Kufen.

Die jugendliche Heldin ist nicht Alice oder Lara und auch kein politisches Vehikel, sie ist Teil der schockgefrosteten Umstände und versinnbildlicht die Klaustrophobien von Familie, Heim, Haus und Plot (as in family plot) wie kaum eine zweite.

Herrschaften, lesen Sie diese knapp zweihundert Seiten! Es ist schnell, es ist schön, ja, es ist wohl auch schmutzig aber selten wurde eine so grundlegende Geschichte so souverän erzählt. Der Konsumgräber ist sehr gespannt auf die neuerliche Filmversion. Die anderen Werke von Herrn Woodrell sind freilich vorgemerkt.

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