7/01/2014

My Struggle, Book One, Karl Ove Knausgård

Hier. Scherze über skandinavische Klischees sind vollkommen unangebracht in dieser (zumindest laut Marktpropaganda) unerhörten Reichweite dieses Werkes. Da schreibt Herr K. also Dinge aus seinem Leben auf, aber mit einer Dichte und einer Feinheit und einer Atemlosigkeit die teils an ein Murmeln und teils an ein Zweifeln erinnert.

Der Konsum stand an, da amerikanische Postillen sich mit diesem Ding, dieser auf mehrere Bände ausgelegten Autobiographie eines Menschen der nicht Astronaut oder Verbrecher oder Politiker ist, aufopfernd beschäftigen. Vielleicht ist es die vermeintlich harte Ehrlichkeit eines exotischen Atheisten, die hier zur allgemeinen Begeisterung breitgeschrieben wird. Vielleicht liegt es daran, dass es hier um ein Buch-Buch geht - hier wird gelesen und nicht geschaut. Bei seiner Entstehung wurde keine Verfilmung in Aussicht gestellt.

Warum ist das auf deutsch tatsächlich "Mein Kampf" heißende Buch hier so schnell (400+ Seiten in 4 Tagen, Schlafentzug und Internet ignoriert und alles) konsumiert worden? Labels wie "Realismus" und "Fokalisierung" oder "Authenzität" (LOL) helfen freilich nur wenig um das Verschlingen zu beschreiben. Auch der ständige von der Presse aufgegriffene Vergleich zu Proust ist balla-balla denn wer hat schon Zeit für Proust wenn es Batman gibt. Und Knausgård schreibt auch keinen Krimi, obgleich er gern Informationen vorenthält (es sind aber auch zu viele).

Aber er hilft, profanen Quatsch besser zu verdauen und zu verstehen. Immer geht es um Dinge und Objekte und Teile und eben des Autoren Schreibe, die das alles in ein mäanderndes Universum einfügt. Assoziative Ketten bauen sich auf, vergehen, und nach ein paar Dutzend Seiten ändert sich die Klangfarbe - das macht Herr K. aber stets süffig und mit lebendiger, direkter Sprache. Er leistet sich Essays, Versuche des Nachdenkens über seine Erlebnisse. Min Kamp ist mehr als nur eine Erzählung, es ist auch eine orgiastische Grübelei, die aber stets rege und zumindest nachvollziehbar bleibt.

Wo wird denn gekämpft? Zunächst freilich in der Jugend. Bier besorgen und im Schnee verstecken. Vater aushalten. Mutter verstehen. Dann die Bitternis des Erwachsenseins: Vater beerdigen. Oma verstehen. Fäkalien aus Eigenheimen extrahieren. Saufen. Essen. Frauen im Allgemeinen.

Der zweite Band ist schon halb durch. Vielleicht lodert das Feuer noch bis zum dritten. Go, Karl, go.

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